Musikvermittlung betrifft verschiedenste Zielgruppen und alle Musikgenres. Weil gemeinhin die Neigung besteht, unter «Musik» einfach das zu verstehen, was man selbst zu hören gewohnt ist, weisen wir darauf hin, dass in Musikvermittlungs-Projekten immer auch definiert werden sollte, um welche Musik genau es sich handelt. Wir erwähnen diese Tatsache explizit, weil Musikvermittlung oft unausgesprochen mit klassischer Musik und jungem Publikum in Verbindung gebracht wird. Musikvermittlung betrifft aber auch die unzähligen Varianten von Volks-, Pop-, Rock-, Jazz- oder Ethnomusik. Der Kompass ist mit entsprechenden fiktiven Referenzbeispielen ausgestattet.
Begriffe
Hier finden Sie Ausführungen zu Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit dem Kompass Musikvermittlung verwendet werden
Zum Begriff «Musikvermittlung»
Der Begriff «Musikvermittlung» hat sich als Berufs- und Tätigkeits-Bezeichnung etabliert. Wir übernehmen ihn deshalb, weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass der Begriff unzureichend ist: Musikvermittlung kann nicht definiert, nur verortet werden. Es geht dabei um die bewusste Einnahme einer Position, aus der heraus ein Instrumentalist, eine Veranstalterin, ein Journalist oder eine Pädagogin mit einem Publikum, mit Schülern oder mit Leserinnen agiert und sich dabei auch selbst verändert. «Musikvermittlung» bedeutet also Bewegung für alle Beteiligten: Es sollen Inhalte, Wahrnehmung, Strukturen oder Haltungen vertieft, verändert, in Frage gestellt oder gestärkt werden.
Zum Begriff der «Qualität»
Die Auseinandersetzung mit dem Kompass führt zur Reflexion über das eigene musikvermittlerische Denken und Handeln. Er verhilft zu einer Überprüfung der eigenen Ansprüche und Ziele, einer Voraussetzung für gute Musikvermittlung. Wer sein Projekt durch alle vorgeschlagenen Kategorien durchdekliniert, verfügt über eine Beschreibung zum Beispiel für die Öffentlichkeitsarbeit, für Auftraggeber/innen und Geldgeber/innen. Wer den Kompass schon bei der Konzipierung eines noch fiktiven Projekts beizieht, kann Automatismen vermeiden und seinen professionellen Horizont erweitern. Qualität garantiert aber auch eine (idealerweise extern vorgenommene) Evaluation eines Projekts aufgrund der vorgeschlagenen Kategorien des Kompass‘.
Zum Begriff «Kompass»
Der Kompass ist ein praxisorientierter Leitfaden zur Orientierung in einem umfassenden Berufsfeld. Er dient als Werkzeug, um die Vielfalt von Musikvermittlungsprojekten abbilden, aber auch evaluieren und neue Projekte visionieren zu können. Wir bieten für die Verortung eines Musikvermittlungsprojekts ein Vokabular an, dessen sich Musikvermittler/innen frei bedienen können, und hoffen, dadurch zur Professionalisierung dieses jungen Berufsfelds beizutragen. Die vorliegenden fünf Kategorien stellen ein Kondensat dar und verstehen sich als Vorschlag, der individuell ergänzt werden kann.